Das Holocaust-Denkmal. Eine kunstphilosophische Besprechung

 

Zuforderst geht es um den Begriff Holocaust, die heutige Bezeichnung über die Verfolgung und Vernichtung der Juden Deutschlands wie Europas.

Die Statistik spricht von 6 Millionen ermordeter Juden. Wenn es sich auch um ein Verbrechen unter deutscher Verantwortung handelt, hat man dem einen englischen Namen gegeben. Das heißt, die Massenvernichtung ist zum englischen Begriff mutiert. Dieser steht für die planmäßige, industriell organisierte Vernichtung bis zur Ausmerzung des Judentums in Deutschland, was einer Steigerung eines Genozids gleichkommt. Dieser Begriff Holocaust gilt allein der Benennung der Vernichtung des Judentums. Das Wort Judentum meint zweierlei, nämlich einmal die Religion und ein weiteres Mal das Volk. Das aus Palästina durch die Römer vertriebene jüdische Volk identifiziert sich mittels der gemeinsamen Religion, dem jüdischen Glauben. So hat es über Jahrhunderte die Diaspora in Europa und Übersee überstanden. Hier, in diesem Fall, geht es um die Erinnerung an ein gezieltes Verbrechen an diesem Volk, ausgelöst durch rassistische Überheblichkeit, die einem Vulgärdarwinismus entkommt. Dieses Ressentiment vollzieht eine perverse Mathematik (die Camus „blutig“ nennt). Ohne die industrielle Revolution wäre ein Holocaust nicht möglich gewesen. Hier bedient man sich des m-tT (mathematisch-technische Topografie), um alte Narrative der pT (poetische Topografie) durch zu setzen. Man bedenke, dass es von Hitler keinen einzigen originellen eignen Gedanken gibt. Er vollzieht sämtliche europäischen Ressentiments und führt diese bis zum Exzess, dem auch die Tendenz zur eigenen Vernichtung unbewusst inne wohnt. Wenn das Ich, das es kennzeichnende Nicht-Ich, das Andere vernichtet, nichtet es sich selbst. Nimmt das Ich dagegen das Nicht-Ich in sich auf, kommt es zur Aufhebung a la Hegel. Eigentlich sah es zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland so aus, dass es zu dieser Aufhebung kommen könnte. Das Judentum hatte sich völlig im Deutschen Reich integriert und dabei die nationale Kultur formiert. (Der –jüdische- Literaturkritiker Reich-Ranicki hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die deutsche Literatur begutachtet und formiert.) Der Hirnforscher Singer konstatiert durch seine Beobachtungen, dass der Mensch ohne Ich geboren wird, dies aber durch die Auseinandersetzung mit dem anderen Ich im Laufe seines Lebens entwickelt. Sogenannte Wolfskinder haben laut Singer kein Ich, weil ihnen das menschliche Gegenüber fehlt.
Der Holocaust gilt als einzigartig, obwohl es noch andere Genozide in der Geschichte der Menschheit gibt. Etwa der Genozid an den Armeniern durch die Türken oder den Genozid an den nordamerikanischen Indianern durch die Amerikaner, wie auch den Genozid an den Kulaken durch Stalin usw. usf. Auch die Namen Mao und Pol Pot bringt man mit unmenschlichen Genoziden in Verbindung. Es wird auch in Zukunft zu diskutieren sein, inwieweit Georg W. Bush und Toni Blair einen Genozid an der irakischen wie syrischen Bevölkerung eingeleitet haben.
Nun hat der paranoide Führer der Nationalsozialisten, Adolf Hitler, sammeln, rechnen, ordnen lassen, was er vernichten wollte. Er nimmt die Mathematik und die sophistischen Wissenschaften zur Hilfe, um seinen Menschenhass in Szene zu setzen. Die Rolle der sophistischen Wissenschaft beim Holocaust darf nicht vergessen werden. Noam Chomsky unterscheidet zwei Arten von Intellektuellen. Das eine sind die systemimmanenten Intellektuellen, die vom Staat finanzierten Kathedergelehrten, das andere intellektuelle Lager sieht Chomsky bei den unabhängigen, weder staatlich noch wirtschaftlich alimentierten Geistesgrößen. Er nennt sie die moralischen Intellektuellen.
Das erstere Lager war für die Nationalsozialisten tätig, so wie es auch heute der herrschenden Konvention zu arbeitet. (Insbesondere bei der Justiz lässt sich das bemerken. Eine Gesinnungsjustiz ist bis heute keine Ausnahme in Deutschland.)

Der andere hier relevante Begriff lautet „Denkmal“. Das heißt, das Denken ist angesprochen. Mit dem Wort Mal spricht man den auf künstlerischer Weise entstandenen Gegenstand an, der etwas Denkwürdiges ausdrückt. Dazu gehört die Frage, wo der Gegenstand des Nachdenkens hingestellt gehört. Dieser Ort eines Denkmals ist von Bedeutung. Wo will man es hin haben, wo erfüllt es seinen Sinn am Besten? Handelt es sich um ein deutsches Thema oder ist es mehr als das. Hat es evidente Bedeutung. Denkt man dies aufrecht halten zu müssen, so bietet die deutsche Hauptstadt Berlin den richtigen Ort hierfür. Bietet in Fragen Vernichtungswahn in Berlin sich nicht die Gegend am Wannsee an, die Nähe des Gebäudes, worin die berüchtigte Wannseekonferenz stattfand, in welchem die totale Vernichtung der Juden besprochen wurde?
Der derzeitige Ort neben amerikanischer Botschaft und Brandenburger Tor ist historisch nicht prädestiniert. Es stellt allein einen Ort zentraler Aufmerksamkeit, einen rein polemischen Platz (Auch der Potsdamer Platz ist nicht weit.), dar.
Hier liegt also eine metaphorische Aussage vor, die ausdrückt, dass man jüdische und amerikanische Affekte in die deutsche Seele implantieren will. Hieraus spricht Besatzungsverhalten. Das lenkt vom Gedenken an das Verbrechen der Judenvernichtung ab. Denn die Errichtung dieses Holocaustdenkmales fällt zusammen mit der Wiedervereinigung. Da kommt auch ein antideutsches Ressentiment auf. Es gilt, das neudeutsche Selbstbewusstsein, durch die Wiedervereinigung bewirkt, zu drosseln.
Da bietet sich die große freie Fläche zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz an. Hier gerät ein Denkmal zu mehr als nur einem Denkanstoss („Denk mal!“), einer bedenkenswerten Rücksichtnahme. Der Ort des Denkmals mutiert zu einem Unort, verliert das besinnliche Nachdenkenswerte, missrät zur Agitation.

Und was sieht man hier, welche künstlerische Form wurde gewählt? Ein kostbares Feld, opulent in der City eingerichtet, wo der Quadratmeter normalerweise mit Goldstaub aufgewogen wird. Der Platz ist gefüllt mit zig gleichförmigen Kästen, in leichten Wellen formiert, welche der Anlage eine leichte Bewegung geben. Es herrscht die Geometrie, welche die selbe mathematische Grundlage hat, die auch die Ausführung des Holocausts hat. Zwischen den Kästen kann man flanieren und das Ganze haptisch erfahren. Sie sind wegen der Gesamtbewegung in unterschiedlicher Höhe errichtet. Individuelle Unterschiede zwischen den Kisten gibt es nicht. Man sieht eine redundante Kastenform nach den Prinzipien des l’art pour l’art. Hier steht eine Menge an geometrischen Elementen, die eine genormte Masse ausdrücken. Die Denkmalaussage spricht die Quantität an Stelle der Qualität an. Die Mathematik dominiert und drückt einen Faschismus der einheitlichen Masse aus. Das heiß hier nichts anderes als: „Zusammen sind wir stark“ und zwar stark in der Aussage. Die Masse der Kästen erhält die künstlerische Aussage durch eine gleichförmige Menge. Ein sich wiederholendes Stereotyp entwickelt eine künstlerische Aussage mit faschistoidem Charakter. Man übergeht, wenn man eine Menge gequälter Juden meint, dass es sich bei diesen Menschen um Individuen handelt. Die künstlerische Aussage dieses Denkmals vermittelt eine gleichförmige Masse, Mensch als normierter Standart. Mit dem Holocaustdenkmal drückt sich ein ästhetisierter Faschismus aus. Das haben die Juden nicht verdient!